Bericht: 100 Jahre LG Ostönnen

100 Jahre Feuerwehr

Die Löschgruppe Ostönnen 1900 bis 2000

Die Löschgruppe Ostönnen feiert heute ihr 100 jähriges Bestehen. Seit 100 Jahren stehen die Mitglieder der Feuerwehr jederzeit bereit anderen Menschen in Gefahr und Not zu helfen.

Wir meinen, dass dies ein Grund ist, einmal Rückschau auf die vergangen 100 Jahre zu halten.

Jeder ist heute daran gewöhnt, dass wann immer es notwendig ist, die Feuerwehr anrückt und hilft. Die Feuerwehr ist längst eine Selbstverständlichkeit geworden.

Vor 100 Jahren war das noch anders!

Natürlich half man sich gegenseitig, wenn es brannte, wenn Nachbarn und Freunde in Not gerieten. Jeder war sich der Gefahren für Eigentum und Leib und Leben bewusst. Und „Gefahr“ bedeutete in erster Linie -Feuer-.

Man half sich damals so gut es ging und mit dem was man hatte!

 

Im Bestreben die Hilfe zu organisieren und ihr ein festes Fundament an Ausbildung, Sachkenntnis und auch Ausrüstung zu geben, wurde im Jahr 1900 in der Gemeinde Ostönnen ein Verein gegründet.

Die      „Freiwillige Feuerwehr Ostönnen“

Die Feuerwehr Ostönnen war also keine Organisation irgendeiner Verwaltung oder Obrigkeit, sondern eine Initiative Ostönner Bürger. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Bürgerinitiative.

Paragraph 1 der Satzung vom 22.Juli 1900 hat es damals so ausgedrückt:

§1
In der Gemeinde Ostönnen hat sich ein Verein gebildet, der den Namen:
„Freiwillige Feuerwehr Ostönnen“
führt, seinen Sitz in Ostönnen hat und bezweckt, Leben und Eigenthum zu schützen und auch, wenn nöthig den benachbarten Gemeinden Hülfe zu bringen.

 

Der erste Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Ostönnen bestand damals aus

  • dem Vorsitzenden, dem Vorsteher der Gemeinde Ostönnen Berghoff
  • dem Hauptmann, heute würde man wohl Löschgruppenführer sagen, Heinrich Mawick
  • dem stellver. Hauptmann Heinrich Werth
  • dem Führer der Steiger Strathmann
  • dem Führer der Spritzenmannschaft Topp
  • dem Gerätewart Lüsse
  • dem Schriftführer Holland

Diese Männer hatten also die Aufgabe übernommen die erste Feuerwehr in Ostönnen aufzubauen und auszubilden.

Das dabei einer das Kommando haben müsste war klar. Das war nicht der Vorsitzende des Vereins sondern der „Hauptmann“.

Heinrich Mawick war damals der erste in einer langen Reihe von Hauptmänner, Brandmeistern und Löschgruppenführern in Ostönnen. Deren Aufgabe hat sich seit den Anfängen vor 100 Jahren im wesentlichen jedoch nicht geändert.

§5
Der Hauptmann ist für die Ausbildung des einzelnen Mannes zu einem tüchtigen Feuerwehrmann und des ganzen Vereins zu einer leistungsfähigen Feuerwehr zunächst verantwortlich. Unter seiner Leitung werden die Arbeiten auf dem Übungsplatz und auf der Brandstätte vorgenommen. …

 

Das die Annahme und zitiere hier die Dienstvorschrift von 1900, „geistiger Getränke“ auf der Brandstätte nur durch Vermittlung und mit der Erlaubnis des Hauptmannes gestattet war, sei hier nicht unerwähnt. Dieser Umstand hat sich allerdings im Laufe von 100 Jahren erheblich geändert. Allen Unkenrufen zum Trotz: Alkohol im Einsatz gibt es heutzutage nicht mehr.

Die Chefs der Feuerwehr Ostönnen waren:

Heinrich Mawick                             1900 bis 1921

Heinrich Sievert                              1921 bis 1930

Heinrich Rocholl                             1930 bis 1936

Heinrich Mawick                             1936 bis 1945

Heinrich Sillis                                  1945 bis 1959

Heinrich Rocholl                             1959 bis 1964

Heinrich Wegge                              1964 bis 1986

Hans-Peter Fischer                        1986 bis 1997

Heinrich Teiner                                ab 1997

 

Schaut man auf diese Liste gestandener Feuerwehrmänner, so fällt allerdings auf, dass es in Ostönnen von Vorteil war und ist, auf den schönen Namen „Heinrich“ getauft zu sein, wenn man denn einmal Löschgruppenführer werden will.

Wie war die Feuerwehr Ostönnen nun eigentlich organisiert?

Die Feuerwehr bestand aus zwei Abteilungen:

  • den Steigern und
  • der Spritzenmannschaft

Doch schon an der 1. Generalversammlung am 28.10.1900 verfügte die Feuerwehr Ostönnen auch über eine eigene Musikkapelle.

Steiger und Spritzenmannschaften sind in 100 Jahren den sich ändernden Anforderungen und Geräten zum Opfer gefallen. Eine eigene Musikkapelle haben wir leider auch nicht mehr.

Aber immerhin, es machen auch heute nach Ostönner Musik bei der Feuerwehr. Wenn auch im Spielmannszug Soest Mitte.

Die Ausrüstung der damaligen Kameraden erscheint uns heute oft primitiv und unzureichend. Helme aus Leder und Uniformjacken, dass war für die Feuerwehrmänner von 1900 und noch lange danach ihre „persönliche Schutzausrüstung“.

An technischem Gerät war 1900 schon einiges mehr vorhanden. Schläuche, Ledereimer, Leitern, Strahlrohre und als wichtigstes Gerät unsere pferdebespannte Handpumpe, die freilich laut Dienstvorschrift von der Spritzenmannschaft auch selbst zu ziehen war.

Wenn man sich den Ablauf eines Brandeinsatzes damaliger Zeit einmal vorstellt, so erscheint es fast unglaublich, dass es bei Ankunft der Feuerwehr überhaupt noch etwas zu löschen gab.

Ein Brand musste zunächst einmal bei einer der sechs Feuermeldestellen in Ostönnen gemeldet werden.

Die Feuerwehr wurde dann von hieraus per Alarmhorn alarmiert. Es wurde im wahrsten Sinne des Wortes „Alarm“ geblasen.

Die Kameraden sammelten sich am Sammelplatz vor der alten Schule.

Das notwendige Pferdegespann wurde zwischenzeitlich auf dem Hof Mawick fertiggemacht.

Das Gespann wurde zum Spritzenhaus gebracht und die Pumpe wurde angespannt. Hatte die Spritzenmannschaft allerdings Pech und es brannte in der Nähe oder das Pferdegespann war nicht greifbar, so hatte diese die Pumpe zur Einsatzstelle zu ziehen.

Die Feuerwehr rückte zur Brandstelle aus.

Der Brand wurde bekämpft, wobei die Pumpe von Hand bedient und befüllt wurde.

Brandbekämpfung war damals, mehr noch als heute, Knochenarbeit.

 

Die ersten Jahre nach Gründung der Feuerwehr waren aufstrebende Jahre.

Im Jahr 1901 konnte der erste Steigerturm errichtet werden. Im Jahr 1906 bekamen wir eine eigene Fahne. Es war eben auch wichtig sich nach außen darzustellen.

Der Steigerturm wurde 1952 ersetzt und mittlerweile gibt es gar keinen mehr. Unsere Fahne hat alle Wirren der Zeit überstanden.

„Zur Hebung des Feuerlöschwesens im Amt Borgeln – Schwefe“ (Zitat aus der Niederschrift vom 6.Juni 1911), wurde am 06.Juni 1911 die freiwillige Feuerwehr Röllingsen gegründet.

Da die Gemeinde Röllingsen nicht über genügend Personen verfügte um eine eigene, vollständige Feuerwehr zu unterhalten, wurde ein Löschzug gebildet und dieser der Freiwilligen Feuerwehr Ostönnen angegliedert. Der Löschzugführer, damals Ernst Blumendeller, war als stellvertretender Brandmeister Mitglied im Vorstand.

Für die Ausrüstung der Röllingser Kameraden wurden damals 14 Tage angesetzt. Auch heute noch eine bemerkenswert kurze Zeit.

Die letzten Eintragungen im ersten Berichtsbuch der Feuerwehr Ostönnen stammen vom 04.Oktober 1934.

Leider sind diese Eintragungen heute nicht mehr lesbar. Sie fielen dem Hochwasser von 1968 zum Opfer. Vielleicht waren es ja nur belanglose Sachen die damals vermerkt wurden, vielleicht aber auch wichtige Angelegenheiten.

Jedenfalls stehen diese Eintragungen für das Ende der „alten“ Feuerwehr Ostönnen.

Die Jahre 1934 bis 1945 wurden dann nicht mehr nachgehalten. Erst ab 1957 gab es wieder regelmäßige Niederschriften zu Versammlungen und Jahresberichte.

 

Das Jahr 1945 markiert den Neuanfang der Freiwilligen Feuerwehr in Ostönnen.

Nach den Schrecken des II. Weltkrieges musste quasi aus dem Nichts eine schlagkräftige Feuerwehr aufgebaut werden. Ausrüstungsgegenstände und Gerät waren praktisch nicht mehr vorhanden. Fast alles war den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit zum Opfer gefallen oder in alle Winde verstreut. Wie überall hatten die Menschen zunächst einmal genug mit dem täglichen Überleben zu tun. Sich für die Sicherheit und den Schutz anderer zu engagieren war in diesen Zeiten sicherlich nicht selbstverständlich.

Und doch, auch in dieser schwierigen Situation blieb die Feuerwehr Ostönnen bestehen. Das zeigt wie tief verwurzelt die Feuerwehr mittlerweile im Bewusstsein der Menschen verankert war.

Das galt und gilt im übrigen nicht nur für Ostönnen. Gerade dieses Jahr können viele Feuerwehren bzw. Löschgruppen ihr 100 jähriges Jubiläum feiern.

Der Neuanfang wird markiert durch die Wahl des neuen Brandmeisters Heinrich Sillis. Unter seiner Leitung wurden die noch vorhandenen Ausrüstungsgegenstände und Gerätschaften zusammengesucht. An Ersatz- oder gar Neubeschaffung war zunächst überhaupt nicht zu denken. Was an Material fehlte wurde durch persönlichen Einsatz wettgemacht.

Und immer noch war die alte Handspritze von 1888 das wichtigste Gerät der Feuerwehr.

Unter diesen Umständen wurde die Ostönner Feuerwehr 1948 zu ihrem ersten Einsatz nach dem Krieg gerufen, nämlich zum Brand der Post in Westönnen.

Doch waren die Jahre nach 1945 nicht sosehr durch Einsätze geprägt. Vieles drehte sich zunächst um organisatorische Dinge. Noch 1952 musste Brandmeister Sillis der Amtsverwaltung schriftlich erklären warum Feuerwehrmänner Stahlhelme brauchen.

Doch die anstehenden Probleme wurden wie gewohnt tatkräftig angegangen und erledigt.

  • Der alte Steigerturm von 1901 musste ersetzt werden. Also riss man ihn 1951 ab und errichtete 1952 einen Neuen.
  • 1953 musste endlich eine Motorspritze her. Die alte Handspritze von 1888 hatte endgültig ausgedient. Weil die Amtsverwaltung aber nicht genug Mittel bereitstellte, sammelte man tatkräftig 2.278 DM bei den Ostönner Mitbürgern.
  • Der notwendige Wagen für die Motorspritze wurde dann 1954 gekauft.

Was sich hier so einfach liest, bedeutete damals einen wahren Kraftakt. Was 2.278 DM 1953 bedeuteten, können wahrscheinlich nur die Älteren unter uns richtig beurteilen.

 

Die fünfziger Jahre sollten noch weitere wesentliche Veränderungen für die Ostönner Feuerwehr bringen.

Nachdem in Ostönnen 1956 das erste Amts-Feuerwehr-Fest des Amtes Borgeln-Schwefe gefeiert wurde, brach für die Freiwillige Feuerwehr Ostönnen 1958 eine neue Ära an.

Am 11.Dezember 1958 übergab die Amtsverwaltung der Feuerwehr Ostönnen ihr erstes Feuerwehrfahrzeug, ein Tragkraftspritzenfahrzeug der Marke Ford FK 1000. Der FK 1000 versah seine treuen Dienste, in feuerwehrtypischer Manier, mit vielen Dienstjahren und wenig Kilometern, bis 1982.

Ich gebe an dieser Stelle gerne zu, dass eine Dienstzeit von 24 Jahren für Fahrzeuge der freiwilligen Feuerwehren nicht ungewöhnlich ist. Viele von uns kennen einen Teil des Bestandes des Feuerwehrmuseums noch als aktive Einsatzfahrzeuge. Das sollte die Verwaltung allerdings nicht davon abhalten, ab und zu für den notwendigen Ersatz zu sorgen, auch ohne Spendensammlung.

Das Jahr 1959 bescherte der Feuerwehr Ostönnen dann auch einen Wechsel in der Führung. Am 02.02.1959 wurde Heinrich Rocholl zum neuen Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Ostönnen gewählt. Er trat die Nachfolge von Heinrich Sillis an, der im gleichen Jahr neuer Amtbrandmeister des Amtes Borgeln-Schwefe wurde.

Heinrich Rocholl übte dieses Amt bis 1964 aus und übergab zur Generalversammlung 1964 das Amt an seinen Nachfolger Heinrich Wegge.

Im Jahr 1964 erhielt Ostönnen dann sein zweites Feuerwehrfahrzeug, ein Tanklöschfahrzeug TLF 8 der Marke Unimog. Das Fahrzeug wurde vom Zivilen Bevölkerungsschutz kurz -ZB- in Ostönnen stationiert. Der Unimog, wie er bald allgemein genannt wurde, war schnell das wichtigste Fahrzeug und hob die Schlagkraft der Ostönner Feuerwehr wesentlich.

Viele von uns verbinden mit dem Unimog aber noch etwas anderes. Von 1964 bis 1987 war Ostönnen Teil der 212. Katastrophenschutz-Bereitschaft. Deren Übungen und besonders die 3-Tage-Fahrten sind heute noch Legende.

Bislang war eigentlich nicht die Rede von einzelnen Einsätzen der Ostönner Feuerwehr. An ein Ereignis, das in Ostönnen bis heute seine Spuren hinterlassen hat, kommt man an solch einem Tag natürlich nicht vorbei.

Die Rede ist von dem Hochwasser am 15. Juni 1968.

Wie kam es zu diesem Hochwasser?

Im Laufe des 15. Juni setzten sich mehrere Gewitter über dem Harrgebiet fest und führten zu überaus heftigen Regen- und Hagelschauern. So fielen allein in der Zeit von 16:45 bis 20:30 Uhr ca. 150 mm Niederschlag. Fast der gesamte Niederschlag floss oberirdisch ab.

In Ostönnen war zuerst der Höhberg betroffen. Durch das vom Wasser transportierte Material wurde der Durchlass an der Vollbringerstraße -K 746- verstopft, was zu einem Aufstau von ca. 270.000 m³ Wasser führte.

Gegen 18:25 Uhr brach sich dann die Katastrophe Bahn. In einer fast 4,00 m hohen Flutwelle schossen die Wassermassen aus dem Viehweg ins Dorf und rissen entlang der Steinkuhle alles mit sich, was sich ihnen in den Weg stellte.

Häuser wurden überflutet, Wände eingerissen und zahllose Sachgüter vernichtet.

Die größte Tragödie war allerdings, dass vier Menschen bei dieser ersten Flutwelle ihr Leben verloren. Bei dem Versuch sich in Sicherheit zu bringen wurden drei Frauen und ein Kind von den Wassermassen erfasst und ertranken.

Das Wasser überquerte die B1 vereinigte sich mit der Flut des Grundbaches und verwüstete das Gebiet entlang des Mühlbaches.

Das Hochwasser erreichte seinen Höchststand bei gemessen 3,39 m.

Gegen 20:15 war diese erste Flutwelle abgeebbt und die Aufräumarbeiten setzten ein. Plötzlich brach eine zweite Flutwelle über Ostönnen herein. Die hinter der Volbringerstraße aufgestauten Wassermassen hatten den Straßendamm zerstört und brandeten nun ins Dorf.

Hatte man bis zu diesem Tag mit einer Abflussspende von ca. 900l/s km² für das Einzugsgebiet um Ostönnen herum gerechnet, so war am 15. Juni 1968 tatsächlich mehr als die 10-fache Menge an Wasser durch Ostönnen geflossen.

Die angerichteten Schäden waren den entsprechend gewaltig.

Da die Stromversorgung und das Telefonnetz ausgefallen waren, wurde über Funk die notwendige Hilfe alarmiert.

Allein 35 freiwillige Feuerwehren, deutsche, kanadische und belgische Truppeneinheiten, die Polizei und das Rote Kreuz wurden nach Ostönnen in Marsch gesetzt. Die B1 für den Verkehr gesperrt. Am Sonntag, den 16. Juni standen schließlich über 560 Helfer der verschiedensten Organisationen zur Hilfe bereit.

Doch auch nichtprofessionelle Hilfe von Außen kam. Ein Bergmann aus Hamm-Werries z. B. machte sich mit dem Moped und Hänger auf den Weg.

Eine mehr als lästige Folge des Hochwassers war allerdings die vielen Schaulustigen am Rande des Geschehens. Während Tote zu beklagen waren und viele Ostönner buchstäblich vor den Trümmern ihrer Habseligkeiten standen, brachten es Menschen fertig im Sonntagsanzug, Kleid und Stöckelschuhen zu gaffen.

Keinesfalls soll an dieser Stelle die große Hilfsbereitschaft der Ostönner selbst vergessen werden. In Ostönnen war Ausnahmezustand und aller halfen so gut es ging. Wer nicht selbst betroffen war, packte mit an, half aufräumen.

Dies alles kann nur ein sehr grober Umriss des Geschehens sein. Viele Ostönner haben ihre ganz eigenen Erinnerungen an den 15. Juni 1968.

Die Feuerwehr Ostönnen hatte mit dem Hochwasser sicherlich ihren größten und schwierigsten Einsatz in ihrer bisherigen Geschichte, zumal viele Kameraden damals selbst betroffen waren.

 

Das Jahr 1969 brachte einschneidende Änderungen nicht nur für die Feuerwehr. Im Rahmen der Kommunalen Neugliederung wurde die Gemeinde Ostönnen Teil der Stadt Soest. Das bisherige Amt Borgeln-Schwefe wurde aufgelöst. Damit fand auch das mittlerweile traditionelle Treffen der Amtswehren am 02.05.1969 in Borgeln das letzte mal statt.

Nach 69 Jahren relativer Selbstständigkeit wurde die Freiwillige Feuerwehr Ostönnen am 01.07.1969 Teil der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Soest und in „Freiwillige Feuerwehr Soest, Löschgruppe Ostönnen“ umbenannt.

Als solche konnte sie am 19.04.1975 auch ihr 75-jähriges Bestehen feiern.

Die 80-ziger Jahre sollten einige wesentliche Änderungen für die Feuerwehr mit sich bringen.

War die Feuerwehr in Ostönnen im Jahr 1900 gegründet worden um bei Bränden zu helfen, änderten sich die Anforderungen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte doch ganz wesentlich. Wo früher vielfach der Wille zu helfen und die Ausbildung innerhalb der Löschgruppe ausreichten, war nun eine umfassende Ausbildung auf Stadtebene und darüber hinaus notwendig.

Der Umstand, dass zu Beginn der 80-ziger Jahre viele junge Mitglieder in die Löschgruppe eintraten, führte bald dazu, dass in relativ kurzer Zeit die notwendigen feuerwehrtechnischen Lehrgänge besucht werden konnten. Dies war um so mehr notwendig, da die Löschgruppe in dieser Zeit erstmalig mit Atemschutzgeräten ausgerüstet wurde, ausgebildete Atemschutzgeräteträger also dringend benötigt wurden.

Hierzu sei angemerkt, dass die Freiwillige Feuerwehr Ostönnen sich schon im Jahr 1900 mit dem Thema „Atemschutz“ beschäftigt hatte. Von der Anschaffung des Neuperdschen Rauchschutzapparates wurde damals aus Kostengründen abgesehen. Ein Aufschub für über 80 Jahre.

Am 25.09.1982 fand die feierliche Übergabe des neuen Tragkraftspritzenfahrzeuges TSF 8 statt. Der neue Wagen ersetzte den mittlerweile in die Jahre gekommen FK 1000. Gleichzeitig wurde der grundrenovierte und erweiterte Gruppenraum in den Garagen unter der alten Schule seiner Bestimmung übergeben. Das die Arbeiten wie üblich mit viel Arbeitseifer und Eigeninitiative durchgeführt wurden, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Eigeninitiative sind bei jeder Freiwilligen Feuerwehr und insbesondere bei den kleineren Löschgruppen seit jeher die Regel, nicht die Ausnahme.

1986 stand dann wieder ein Führungswechsel ins Haus. Der bisherige Löschgruppenführer Heinrich Wegge gab sein Amt nach Erreichen der Altersgrenze an Hans-Peter Fischer weiter. Hans-Peter Fischer war damit nicht nur der jüngste Löschgruppenführer in der Geschichte der Löschgruppe, sondern bis heute auch der einzige der nicht auf den Namen „Heinrich“ getauft ist. Er wurde am 01.03.1986 vom damaligen Wehrführer Heinrich Blume ernannt.

Die nächsten 10 Jahre gestalteten sich, dann recht turbulent.

Am 11.10.1987 wurde der Löschgruppe ein neues Tanklöschfahrzeug TLF 8/18 übergeben. Unser alter Unimog hatte zumindest in Ostönnen ausgedient.

Zu dieser Zeit stellten sich die Raumprobleme, sowohl was die Unterbringung der Fahrzeuge als auch der Mannschaft betrifft, als immer dringender dar. Die hohe Luftfeuchtigkeit im damaligen Gruppenraum ließ es nicht zu, dass die Einsatzuniformen dort bereitgehalten werden konnten. Jeder Kamerad hatte sein „Gerödel“ zu Hause. Das neue TLF 8/18 konnte nur mit List und Tücke überhaupt in der Garage untergebracht werden.

Kurz: Eine Lösung dieser Probleme war unumgänglich!

Und erstmals in der Geschichte der Löschgruppe reichten ein wenig Geld von der Stadt und viel eigene Arbeit nicht mehr aus um das Problem zu lösen. Etwas grundsätzliches musste geschehen.

Da aber auch Ende der 80-ziger Jahre der Geldhahn der Stadt Soest mehr tröpfelte als floss, war man in Ostönnen doch sichtlich erleichtert als wir zum Schwerpunktstandort für den 5. Zug der Stadt Soest auserkoren wurde. Damit war und ist hoffentlich, die Zukunft Ostönnens als Standort einer eigenen Löschgruppe gesichert.

Mit Geldern der Stadt Soest und viel, viel Arbeit der Mitglieder der Löschgruppe, wurde das neue Gerätehaus errichtet. Die feierliche Grundsteinlegung durch Bürgermeister Brüsecke fand am 26.01.1990 statt.

Im Jahr 1992, genauer am 30.05.1992, wurden das neue Gerätehaus und der ebenfalls neue Schulungsraum in der alten Schule feierlich eingeweiht.

Nach langen Jahren des Provisoriums und des improvisierens konnten nun Ausrüstung und Gerät angemessen untergebracht werden. Und endlich stand ein Schulungsraum zur Verfügung, der seinen Namen verdient.

Wir waren und wir sind immer noch stolz auf das damals geleistete.

Das Jahr 1992 sah allerdings noch einen weitere „Meilenstein“ in der Geschichte der Ostönner Feuerwehr.

1992 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet!

Vielleicht lag es an einer gewissen Aufbruchstimmung, die während des Neubaues des Gerätehauses aufkam, dass erstmals eine organisierte Jugendarbeit und Nachwuchsförderung in der Löschgruppe zum Thema wurde. Jedenfalls wurde die Jugendfeuerwehr Ostönnen gegründet, und die ersten Jugendwarte Heinrich Wegge, Ulrich Brand und Karl-Heinz Topp machten sich mit Elan und Zuversicht an die Arbeit. Die Zeit zwischen Gründung der Jugendfeuerwehr und ihrer feierlichen „Einweihung“ am 11.06.1994 wurde jedenfalls tatkräftig genutzt um das Fundament für ihr hoffentlich dauerhaftes Bestehen zu legen.

Das seit einigen Jahren regelmäßig Kameraden der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr übernommen können und diese mittlerweile zum Teil selbst in der Jugendarbeit engagiert sind, ist für die Löschgruppe Ostönnen von großer Bedeutung.

Die 40 bis 45-jährigen sind in Ostönnen mittlerweile, na sagen wir mal vorsichtig, die „alten Hasen“. Ich gebe gerne zu, dass das zwar manchmal etwas am Selbstbewusstsein zehrt, für die Löschgruppe Ostönnen ist das aber gut.

Das Durchschnittsalter der aktiven Kameraden liegt bei etwas über 30 Jahren. Fast 45% der Kameraden sind unter 30 Jahre alt.

Die richtige Mischung aus jugendlichen Elan und jahrelanger Erfahrung macht uns zu einer schlagkräftigen Truppe.

Eines hat die Feuerwehr in Ostönnen in 100 Jahren allerdings noch nicht geschafft. Frauen im aktiven Dienst gibt es leider immer noch nicht. Spätestens bis zum 200-jährigen sollte sich das aber geändert haben.

Im Jahr 1996 wurde die Löschgruppe mit einem nicht mehr ganz neuen Fahrzeug ausgerüstet. Das Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS, dass die Stadt Soest vom ZB aus Herne übernehmen konnte, wurde in Ostönnen stationiert.

Natürlich, an allem kann man etwas verbessern. Und so machten wir uns auch diesmal ans Werk. Das Facelifting an Lack, Blech und Ausstattung ließ so manche Spur der Zeit verschwinden. Und da Feuerwehrfahrzeuge bekanntlich lange dienen, wird unser LF 16-TS noch so manchen Einsatz in Ostönnen fahren.

1997 kam es erneut zu einem Wechsel in der Führung der Löschgruppe. Hans-Peter Fischer gab aus beruflichen Gründen sein Amt als Löschgruppenführer ab.

Einer langen Tradition folgend (ich habe das heute bereits erwähnt) wurde wieder ein Heinrich Chef der Löschgruppe Ostönnen.

Heinrich Teiner wurde am 07.03.1997 zum neuen Löschgruppenführer ernannt. Er hatte bereits seit 1986 als Stellvertreter maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke der Löschgruppe genommen.

 

Und nun heute.

Die Löschgruppe Ostönnen ist seit fast 31 Jahren Teil der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Soest. Sie bildet zusammen mit den Kameraden aus Ampen den aktiven Teil des 5.Zuges.

Die Löschgruppe Ostönnen hatte z.Zt. 31 aktive Mitglieder. 21 Kameraden gehören der Alters- und Ehrenabteilung an. 19 Jugendliche bilden die Jugendfeuerwehr Ostönnen.

An Fahrzeugen verfügt die Löschgruppe Ostönnen z. Zt. über ein Löschgruppenfahrzeug LF16-TS und ein Tanklöschfahrzeug TLF 8/18. Als Standort des 5.Zuges verfügt sie zudem, gemeinsam mit der Löschgruppe Ampen, über die notwendigen Räumlichkeiten auf Zugebene.

 

Wir haben versucht 100 Jahre Feuerwehr Ostönnen in knapp 40 Minuten Text und Bilder zusammenzufassen. Vieles ist dabei sicherlich zu kurz gekommen. Viele, vor allendingen ältere Kameraden werden Erinnerungen an Ereignisse haben, die hier nicht erwähnt wurden.

Die ersten Jahre nach 1900 stellen sich im Rückblick als recht aufstrebende Jahre dar. Man hatte aus eigenem Antrieb etwas geschaffen, man baute etwas auf.

Über die schweren Jahre während des II. Weltkrieges war wenig aus den überkommenen Berichtsbüchern zu erfahren. Einsätze nach Luftangriffen an Orten die so weit entfernt liegen wie Dortmund, mit so etwas hatten die Gründungsmitglieder 1900 bestimmt nicht gerechnet. Und doch, auch diese Einsätze sind Teil unserer Geschichte.

Der quasi Neuanfang nach 1945. Keine Ausrüstung, keine Geräte, kaum staatliche oder kommunale Unterstützung. Damals war, auch was Feuerwehr angeht, sicherlich ein Tiefstand erreicht. Und trotzdem es mußte weitergehen. Man krempelte die Ärmel hoch und machte weiter so gut es ging.

Die 50-ziger Jahre. Die Feuerwehr kam wieder in geregelte Bahnen. Neue Vorhaben konnten nun angegangen werden. Die Motorisierung hielt Einzug. Erstmalig wurde eine Motorspritze angeschafft, im wesentlichen aus eigenen Mitteln.

Die 60-ziger Jahre. Die Motorisierung setzte sich endgültig durch. Endlich kamen Fahrzeuge die auf dem Stand der Technik waren. Die Alarmierung wurde auf elektrische Sirenen umgestellt. Das Blasen der Alarmhörner hatte ein Ende.

Und dann die letzten 15-20 Jahre. Sie waren der Zeitraum mit den meisten Veränderungen. Wir bekamen Fahrzeuge mit denen wir voll einsatzfähig sind und endlich auch voll genommen werden. Die Problematik der persönlichen Schutzausrüstung wurde angegangen und in den letzten Jahren auch gelöst. Heute sind alle aktiven Kameraden spätestens zum Grundlehrgang ausgerüstet. Die Alarmierung wurde auf Funkmeldeempfänger umgestellt.

Letztlich bekamen wir im Rahmen des 5.Zuges auch die notwendigen Räumlichkeiten, freilich nicht ohne selbst viel eigene Arbeit und Engagement zu investieren.

Ich meine, für all dies müssen wir nicht dankbar sein. Für das, was wir alle als freiwillige Feuerwehren leisten, haben wir Anspruch auf eine angemessene Ausrüstung.

Grund zur Klage indes, haben wir in Ostönnen auch nicht.

Wir gehen gut gerüstet und motiviert ins neue Jahrtausend und in die nächsten 100 Jahre Feuerwehr in Ostönnen.

Und vielleicht hat sich auch dies sich in 100 Jahren geändert. 1900 als „Feuerwehr Ostönnen“ gegründet, liegt die Betonung heute mehr auf Feuerwehr als auf Ostönnen. Wir sind und bleiben Ostönnen, aber wir verstehen uns als Teil des Ganzen, als Teil der Feuerwehr der Stadt Soest. Vieles an Eigenständigkeit ging in 100 Jahren verloren. Vieles an Gemeinschaft über die Ostönner Grenzen hinaus wurde gewonnen.

In diesem Sinne

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“

Danke

 

 

Dieser Bericht wurde von Wolfgang Flecke zusammengestellt.